Im Bummelzug nach Fürth geht’s manchmal zu wie in einer WG mit hellhörigen Wänden, wenn ein Bewohner Verdauungsprobleme hat. Man hört mit, ob man will oder nicht.
Kürzlich, in aller Herrgottsfrühe. Zu hören ist das Rattern der Bahnräder. Die Menschen in meinem Abteil schweigen. Ist halt noch sehr früh zum Sprechen. Plötzlich scheppert´s. Ein Geräusch wie Polterabend mit Schalldämpfer. Ich blicke in ratlose Mienen.
Eine Frau mit blond gesträhntem Haar knufft ihren Sitznachbarn in die Seite, einen Mann mit Halbglatze, Rucksack, Anorak. „Dem mäin doch die Oarn abfalln“, sagt sie. Der Nachbar nickt. Ringsum recken Pendler die Hälse, auch ich. Wir entdecken einen schmalen jungen Mann. Er sieht maximal halb so angriffslustig aus wie der Krach aus seiner Ecke vermuten lässt, sitzt quer zur Fahrtrichtung und starrt hinaus in die vorbeifliegende Landschaft. In seinen Ohren stecken Kopfhörer. Es scheppert.
Die Frau sagt, jetzt in die Runde: „Des is doch ka Mussigg.“ Wir nicken. Der, über den wir uns das Maul zerreißen, wirkt da nicht mehr ganz so entrückt. Er senkt den Blick. Am Fürther Hauptbahnhof steigen wir Lästermäuler aus, das Geschepper hält an. Jetzt hat er wieder seine Ruhe.
Wie das wohl wäre, frag ich mich, ein Abteil voller Jugendlicher, und mittendrin ein Opa, aus dessen Ohrmuscheln Margot und Maria Hellwig jodeln…
